Zum Inhalt springen

Familienferien in Japan, Teil 2, der Kinderumzug und das Sumoturnier

    Der Kinderumzug

    Unser Sohn schaut am zweiten Tag des großen Festes aus dem Fenster auf das lebhafte Treiben im Tempelbezirk und sagt fassungslos: „Schau mal, Japaner, Japaner, Japaner!“ Er hat aber schnell gemerkt, dass es in einer japanischen Menschenmenge recht friedlich zugeht. Die Tokyoter sind daran gewöhnt, sich in einer Menge zu bewegen. Schirme sind eingeklappt, Rucksäcke werden in der Hand getragen und nicht dem Hintermann ins Gesicht gerammt.

    Lukas wird von den freundlichen Damen am Empfang mit Kinder-Festkleidung ausgestattet: dunkelblaue Baumwoll-Wickelhosen, eine Schürze und eine kurze Jacke darüber. Dann dürfen wir bei einem der Kinderumzüge mitmachen. Viele Kinder und Erwachsene ziehen ein geschmücktes Festwägelchen mit Trommeln darauf. Die japanischen Zuschauer finden den kleinen Ausländer in japanischer Festtracht „kawai“ (süss), und er wird oft fotografiert. Zur Erfrischung an dem heißen Tag gibt es hinterher geschabtes Wassereis mit buntem Sirup darauf.

    Zu Fuss zum Sumo-Ringturnier

    Am Nachmittag flüchten wir vor dem Gedränge, zumal sich der Himmel verdüstert hat und Regen angekündigt ist. Gleich morgens hatten wir Eintrittskarten für das Sumo-Turnier gekauft. Der Eintritt ist eigentlich teuer, aber Tagestickets für die hinterste Reihe werden günstig abgegeben. Für unser Kind zahlen wir nur umgerechnet 2 Euro Eintritt, wir Erwachsene kosten je 20 Euro. Die Sumo-Arena liegt auf der anderen Seite des Flusses. Wir spazieren gemütlich in einer halben Stunde am Sumida-Fluss entlang dorthin. Zur Motivation unseres wenig spazierbegeisterten Kindes verweilen wir unterwegs eine halbe Stunde auf dem Spielplatz

    Als wir in der riesigen Sumo-Halle ankommen, sind die Wettkämpfe der zweiten Liga noch in vollem Gange, danach kommen die Kämpfer der ersten Liga. Die Zuschauerränge sind gut gefüllt, aber nicht komplett ausgebucht, wir finden schnell drei Plätze. Die Korruptions-Skandale der letzten Jahre haben Sumo in der Beliebtheit gegenüber anderen beliebten Sportarten wie Baseball und Fußball an Boden verlieren lassen. Da aber nach wie vor jedes der jährlich sechs Turniere im Fernsehen übertragen werden, sind die Kämpfer der ersten Liga so bekannt wie bei uns die Top-Spieler der Bundesliga.

    Nun ziehen die Kämpfer in den Ring ein, alle sind mit farbenfrohen Schürzen ihrer Sponsoren geschmückt. Lukas hat schnell verstanden, worauf es beim Sumo ankommt: den anderen aus dem Ring zu drängen oder zu Fall zu bringen. Die Akustik ist hervorragend. Das laut zu hörende klatschende erste Aufeinanderprallen der Kontrahenten vermittelt einen guten Eindruck der Kraft und Dynamik dieses Sportes. Das Publikum geht mit, ruft die Namen der Kämpfer und feuert sie laut an.

    Unsere Freundin Yuko, die uns nach Turnierende abholt, erzählt uns, dass die Trommeln, welche zu Beginn und Ende jedes Turniertages geschlagen werden, zu ihren Kindheitserinnerungen zählen. In den 1950er Jahren zogen Sumo-Kämpfer durch die benachbarten Viertel und präsentierten sich, um möglichst viele Zuschauer anzuziehen.

    Fotoquelle: Barbara Leonhardt

    Teil 1: Tôkyô Downtown und Fest der Schreine

    Teil 2: Der Kinderumzug und das Sumoturnier

    Teil 3: Japan von oben und Airhockey
    Teil 4: Heiße Thermalquellen
    Schlagwörter:

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert