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Geothema 02 „So wächst der Mensch auf“

    Die Fotoreportagen, die in diesem Geo Themenheft zusammengefasst sind, zeigen eindrückliche Bilder ganz verschiedener Art.

    Nach dem Geothema 01 „So lebt der Mensch“, geht es im zweiten Heft um aufwachsen, lernen, spielen und für manche auch arbeiten. Dies sind die Themen, die Kinder beschäftigen bzw. mit denen sich Journalisten beschäftigen, wenn es um Kinder geht.
    Da sich Geo-Reporter in der ganzen Welt bewegen, kommt Deutschland verständlicherweise nur am Rande vor. Zum Beispiel bei dem Vergleich dreier Kinder aus Deutschland, Kenia und Vietnam von der Geburt 1998 bis jetzt. Diese und auch die Reportagen über Spielzeug und die Art zur Schule zu gehen, zeigen wie unterschiedlich der Alltag von Kindern sein kann.

    Altbekannt oder doch nicht? – Kinderhochzeit, Kinderarbeit und ein anderer Blick auf sich selbst.

    Wer regelmäßig Zeitung liest, dem sind Themen wie die Verheiratung von Minderjährigen und Kinderarbeit nichts grundsätzlich Neues. Aber die hier geschilderten Schicksale rufen mit ihren eindrucksvollen Bildern dieses aus westlicher Sicht große Unrecht wieder ins Gedächtnis.
    Dass die Bewertung von Kindererziehung sehr unterschiedlich sein kann, zeigt eindrücklich der Vergleich zweier Vierjähriger und ihrer Zeichnungen. Für Kameruner grenzt es an Kindesmisshandlung, wenn das Kind keinen Körperkontakt zur Mutter hat und zum Beispiel in einem anderen Raum schläft, was ja in Deutschland durchaus als erstrebenswert gilt. Die Kommunikation mit den Kindern hat in Kamerun dagegen kaum einen Stellenwert.

    Reportagen aus anderen Teilen der Welt sind immer spannend, aber besonders interessant wird es doch, wenn das Lesen, den Blick auf das eigene Land schärft. Das gelingt diesem Geo Heft in besonderem Maße, es könnte einem kaum besser zeigen, dass unsere Werte und Vorstellung subjektiv und kulturell geprägt sind, und dass es anderswo ganz anders ist, und eine Wertung dessen oft nicht möglich. Wenn bei uns über den Stress und den Druck auf Abiturienten und Studienanfänger gestöhnt wird, dann muss das indischen Kindern, die sich auf die wohl weltweit schwerste Zulassungsprüfung vorbereiten, wie ein Kinderspiel erscheinen.

    Es soll Ihnen einmal besser gehen: große Hoffnungen und hohe Erwartungen

    Einige Reportagen drehen sich um die Hoffnungen, die Eltern für ihre Kinder hegen, sie sollen es einmal besser haben. Ein Aspekt, der hierzulande oft keine große Rolle mehr spielt. In Vietnam arbeitet Ha Les Mutter bis zur Erschöpfung, um das Schulgeld für ihren Sohn bezahlen zu können. Auch die illegalen Einwanderer aus Mexico in die USA, wie die Familie von Marisol, haben große Hoffnungen für die Zukunft ihrer Kinder. In Moldawien lassen viele Eltern ihre Kinder mit einem Elternteil oder ganz alleine zurück, um in Italien mehr Geld zu verdienen. Aber auch das andere Extrem einer Gesellschaft wird beleuchtet: Die Kinder der russischen Oberschicht zu sehen, ist nicht weniger interessant.

    Neues aus der Wissenschaft

    Zwei Artikel beschäftigen sich mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. So über die kindliche Fantasie und das Rollenspiel.Diese wurden bis in die 1980er Jahre als Fehlanpassung interpretiert, die sich im Erwachsenen Alter von selbst repariert. Heute wird gesehen, wie wichtig das „so tun als ob“ Spiel ist, sowohl für die individuelle Entwicklung als auch für das Funktionieren einer Gesellschaft.

    Auch bei der Einschätzung der Pubertät ist die Forschung einen ganzen Schritt weiter als noch in den 90er Jahren – damals wurde als jedes Phänomen dieser Entwicklung der Wirkung der Hormone zugeschrieben. Mittlerweile weiß man, dass große Teile des Gehirns umstrukturiert werden. Und dass es da einen Zusammenhang gibt, wenn Jugendliche von einer höheren Klippe springen müssen, um den gleichen Kick zu spüren. Diese Tatsache wiederum erklärt, warum die Unfallgefahr im Leben nie so hoch ist, wie zwischen 14 und 20. Es gibt auch einige sehr hilfreiche Hinweise, welche Rolle den Eltern in dieser Zeit zukommt und wie man diese ausfüllen kann.

    Geothema ist alles in allem ein sehr lesenswertes Heft, das durch den Wechsel von Fotoreportagen mit wenig Text und anderen mit mehr Lesestoff und weniger Bildern, nie langatmig wird oder durch Textwüsten erschlägt. Das beeindruckende 200 Seiten lange Heft bleibt bis zur letzten Seite spannend und ist um keine Seite zu lang, eher könnte man fast noch eine Reportage vertragen.

    Das nächste Geothema wird im November erscheinen mit dem ganz anderen, aber nicht weniger spannenden Thema „So glaubt der Mensch“. In die Hefte 01 und 02 kann man unter www.geo-thema.de schon mal hinein blättern.

    Geothema 02 „So wächst der Mensch auf“, Verlag Gruner + Jahr AG &Co KG, 2012. 10 Euro

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