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Hilfe, Kinder lieben hässliche Dinge!

    Rosa, rosa, rosa. Oder glitter, zehnfarbig. Puppen mit Rüschenkleidern,  überladen gestaltete Aufkleber und überniedliche Kuscheltierchen mit rosa Öhrchen, riesengroßen Kulleraugen und ganz in grasgrün. Oder tiefschwarze Totenköpfe, verzerrte grellbunte Fratzen mit angriffslustiger Körperhaltung auf T-Shirts. Muskelbepackte Kunstfiguren mit spitzen Ohrenmasken in Plastik in unserem Kinderzimmer. Unsere Kinder sind begeistert und uns packt das kalte Grausen angesichts dieser ästhetischen Verirrungen – woher bitte haben die das bloß?

    Es scheint so eine Art Virus zu sein, der die eigene Brut irgendwann infiziert. Natürlich kann man mit der frühkindlichen Eigenart argumentieren, grelle Farben leichter wahrzunehmen. Aber reicht das als Erklärung für Ben 10? Viel später kommt dann die Nachahmung der Großen aus dem Kindergarten hinzu, ihrerseits bereits von den großen Brüdern und Schwestern intrigiert. Ein kleiner Teufelskreis geschmacklicher Orientierungslosigkeit.

    Eltern die meinen, dass die eigenen Kinder von handwerklich soliden (und teuren) Baby-Spielzeugen aus Holz mit gedeckten Grundfarben geschmacklich besser gebildet werden, irren. Jedenfalls dann, wenn sie sie nicht in den folgenden zwanzig Jahren von jedem anderen Kinderzimmer, jeglichem Werbeplakat, dem Kindergarten und der Schule fernhalten.

    Waren wir selbst als Kinder da besser? Ich persönlich erinnere mich an eine tiefe Begeisterung für meine Barbies in ihrem Schönheitssalon im Grün der Siebziger – nein, wir waren es wohl nicht. Das hat etwas Beruhigendes – schließlich würden wir heute nicht von uns selbst behaupten, einen schlechten Geschmack zu haben! Auch meine persönliche Vorliebe für Barbies hat mittlerweile stark abgenommen.

    Also entspannen wir uns und lassen ihnen ihren Spaß im Kinderzimmer, hängen uns aber keine niedlichen Benjamin Blümchen Plakate in der Küche auf. Und wenn die quietschbunte Kinderlampe im fortschreitenden Alter echt uncool wird, aber noch super funktioniert, dann liebe Eltern, denkt bitte nicht an das Praktische – „die könnte man doch noch in der Küche/im Büro/im Bügelzimmer nutzen“. Nein, o nein, stellt sie in Ebay oder verschenkt sie an die Nachbarn mit dem Fünfjährigen – kauft Euch bitte, bitte eine neue, die Euch gefällt!

     

     

    Foto: privat

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