Zum Inhalt springen

Madonna. Eine Ausstellung von und mit Alleinerziehenden mit behinderten Kindern

    Alleinerziehend und mit einem behinderten Kind? Als Elternteil, der oder die sicher auch anstrengende Zeiten mit den Kleinen hinter sich hat, beschleicht einen eine Ahnung, was das bedeutet. Wer sind diese Frauen, die unendlich viel leisten und oft allein dastehen? Eine Ausstellung im Gasteig in München mit dem schönen Namen „Madonna“ stellt einige dieser Heldinnen des Alltags vor und zeigt Bilder eines Kunstprojektes. Heldinnen des Alltags sind diese Frauen ganz sicher: Sie sind gefordert jeden Tag, manche können ihre schwerbehinderten Kinder keine Minute aus den Augen lassen.

    Im Rahmen eines Malworkshops mit der Künstlerin Naomi Lawrence setzten sich die Frauen mit dem Bild der heiligen Madonna auseinander. Sie malten ihre Version von Mutterschaft: Als blasser Engel vor rauher See, als Frau mit Kind auf dem Schoß und viel Licht. Ihre persönliche Version von der Auseinandersetzung mit dem Bild der Mutterschaft.

    Die Frauen erzählten ihre Geschichten, die in einer Hörstation der Ausstellung zu hören sind: Vom Kampf mit Behörden, Reaktionen der Umwelt, täglichen Herausforderungen und dem manchmal neidisch sein, dass „Maria ja ihren Josef hatte“.

    Die Fotografin Barbara Stenzel stellt die Frauen noch einmal anders vor. Sie hat „Heldinnenporträts“ – wie sie selbst sagt – fotografiert: Die Mütter arrangiert auf einem schönen alten Stuhl mit ihren Kindern, ähnlich den Darstellungen der heiligen Madonna. Und an einer Stelle: Ein leerer Stuhl. Er steht für die Frauen, die nicht einmal für ein paar Nachmittage im Jahr für ein solches Projekt Zeit finden, weil ihre Kinder sie zu sehr fordern.Über zwei Jahre haben die Künstlerin und die Fotografin mit den Frauen gearbeitet. Und im Rahmen des Projektes, so erzählt Barbara Stenzel, setzte sich bei den Teilnehmerinnen die Erkenntnis durch, die eigenen Leistungen wenigstens einmal anzuerkennen.

    Ihre Heldentaten begehen diese Frauen häufig abseits jeglicher Aufmerksamkeit: Im Alltag mit Behörden, Krankheiten, Therapien. Aber auch in der Öffentlichkeit, die oft kein Verständnis für ihr Kind aufbringt, in der Konfrontation mit mancher Herkunftsfamilie, die nur sagt, „ da hätte man doch etwas machen können“. Zum Thema Kirche sagte eine Frau „sie ginge dort nicht mehr hin, seitdem sie ein Kind habe, das in der Kirche stört“, Viele dieser Mütter erlebten und erleben durch ihre Situation Ausgrenzungen im Alltag. Private Kontakte sind schwierig, Pläne machen fast unmöglich. Und: „Auch Bewunderung grenzt aus“ – so eine Mutter. So manche wünscht sich eine „Gesellschaft in der man füreinander einsteht“.

    Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Januar 2014 im Gasteig in München zu sehen und geht im Anschluss auf Reisen. Aktuelle Termine und Stationen hier in Kürze. Der Ausstellungskatalog ist für 3 Euro zu bestellen bei siaf e.V., Sedanstraße 37, 81667 München oder per Mail. Kontakt, Fotos, Katalog und Kooperationsanfragen: Johanna Kürzinger; E-Mail: kuerzinger@siaf.de

     

    Fotografie: Barbara Stenzel

    Malerei: Frauen des Projektes

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert