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Wie Medienkonsum begrenzen? Tipps aus dem Elternalltag

    Ein Thema, das wohl alle Eltern mit Kindern ab dem Kindergartenalter interessiert: Wie kriege ich den Nachwuchs vom Fernseher, dem Computer, dem Smartphone, der Spielkonsole… weg? Wie begrenze ich die Zeit vor dem größeren oder kleineren Bildschirm?

    Denn macht man das nicht – die Erfahrung machen viele Eltern – ufert es gerne einmal aus. Sohn oder Tochter hangeln sich in ihrem Tagesablauf an Fernsehprogrammen entlang, wissen mehr über die Software der Spielkonsole als von der Wiese vor der Tür und wünschen sich zum Geburtstag ausnahmslos Computerspiele – die Oma ist fassungslos.

    Hier ein paar Tipps aus dem Alltag:

    Aufnahmegerät kaufen oder streamen

    Wirklich, wer noch keins hat, es lohnt sich. Wer über Internet fernsieht, hat sowieso meist eine Speicherfunktion von einigen Fernsehstunden beim Vertrag dabei. Denn natürlich ist es ganz blöde, die Kindersendung auf Kika nach einer bestimmten Zeit abzubrechen, nur weil die Fernsehzeit vorbei ist. Das würde von den Erwachsenen auch niemand wollen. Und ebenso klar, dass sich auch die kurzen Fernsehzeiten bei Kika nicht in den Zeitplan der Familie einpassen. Da wird dann gern einmal doppelt so lange ferngesehen, wie es eigentlich beabsichtigt war. Also bevor man sich von so etwas abhängig macht: Sendung aufnehmen und dann ansehen lassen, wenn es für alle in den Tag passt und in den „Happen“, in denen es für die eigenen Kinder verdaulich ist. Oder man schließt gleich ein Streaming-Abo ab, kauft DVDs oder Kinderfilme in einem anderen Datenformat – je nach Geschmack und Möglichkeiten.

    Die klassische halbe Stunde Medienkonsum

    Es soll ja Generationen von Kindern geben, die mit der klassischen „eine halbe Stunde Fernsehen am Tag“ großgeworden sind. Im Prinzip ist eine Zeitbegrenzung ja richtig, aber natürlich verändert sich diese mit steigendem Alter eines Kindes. Für einen Dreijährigen ist das schon recht viel (in jüngerem Alter sollten Kinder ja gar nicht länger in einen Bildschirm schauen), eine Neunjährige kommt damit vielleicht nicht aus – und: Zählt da jetzt das lesefördernde Ausfüllen des Webportals Antolin* dazu? Die erste Internetrecherche? Facebook? Und: Sobald ein Kind verstanden hat, dass diese halbe Stunde am Ende des Tages „verfällt“, will es sie ganz sicher abends um 20:00 Uhr noch einlösen….

    Medientaler

    Eine wunderbare Idee sind die Medientaler – Dank an Ingrid aus Köln für diese großartige Idee! Grundschul- und Kindergartenkinder bekommen jede Woche mit dem Taschengeld ihre Taler für das Zeitkonto des Medienkonsums der folgenden Woche ausgezahlt. Also beispielsweise sieben gleiche Chips (aus einem Spiel oder ähnliches) für die Woche, zum Beispiel jeweils für eine halbe Stunde. Wer auf dem Tablet, dem Smartphone oder der Konsole spielen will, Computer spielen oder einen Film ansehen möchte, muss „zahlen“. Die Menge der Taler kann man auch erhöhen oder in kleinere Einheiten teilen, wie ein Taler pro zehn Minuten. Zum Beispiel, wenn der Nachwuchs die Computerspiele entdeckt, bei denen es leider sehr schwer ist, aufzuhören. Die Kinder lernen, den eigenen Medienkonsum zu kontrollieren (ähnlich wie beim Taschengeld) und damit zu „haushalten“. Dass der Konsum prinzipiell begrenzt ist, ist irgendwann kein Thema mehr, sondern genauso selbstverständlich wie die Tatsache, dass auch das eigene Geld nicht unendlich zur Verfügung steht.

    Kein eigener Computer oder Fernseher

    Das ist ein Rat von Experten, den man vielleicht umformulieren sollte. So lange es geht, keinen eigenen Computer (ein moderner Fernseher ist ja auch schon fast einer). Denn kann man sich einen etwas älteren Gymnasiasten ohne Laptop für das Referat und die Internetrecherche vorstellen? Welcher Jugendliche hat kein Smartphone? Klar ist, irgendwann steht das an. Deshalb: Lieber die Weichen vorher stellen, und die eigenen Kinder daran gewöhnen, dass man auch woanders, als nur in der virtuellen Welt leben kann.

    Alternativen anbieten

    Auch das ist ein Ratschlag, den man schon oft gehört hat. Er bewährt sich in der Praxis immer wieder: An einem Sommertag mit vielen Möglichkeiten zum draußen Spielen, beim Ausflug oder wenn die kleine Freundin zu Besuch ist, ist ein Fernseher/Tablet/Smartphone zum Spielen oft überhaupt kein Thema. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass gerade jüngere Kinder Medien gerne mal aus Mangel an Alternativen (verfügbaren Freunden, Möglichkeiten zum Toben undsoweiter) nutzen.

    Und wie machen Sie das?

    Fast alle Eltern betrifft es – wie lösen Sie das Problem? Wir und die anderen Leser freuen uns auf weitere Ideen!

    * Antolin ist ein Internetportal zur Leseförderung, in dem zu vielen Kinderbüchern interaktive Quizfragen zu beantworten sind. Richtige Antworten werden mit Punkten belohnt. Lehrer müssen sich bei Antolin registrieren, um Punkte sammeln zu können. Sinn ist, Kinder zum Lesen zu motivieren.

    5 Gedanken zu „Wie Medienkonsum begrenzen? Tipps aus dem Elternalltag“

    1. Ich finde das alles sehr schön in der Theorie, aber in der Praxis nicht verwirklichbar. Das Smartphone ist ein integraler Bestandteil geworden.

      Ein paar Beispiele aus der realen Welt:
      Internetrechereche in der Schule: das machen nicht Jugendliche oder Gymnasiasten!!
      Das wird schon in der 4. und 5. Klasse gefordert. Beispielsweise ein Plakat zu Israel erstellen mit Bildern. Oder ein Plakat zum Sonnesystem. Da geht keine Schulklasse mehr in eine Bücherei oder holt ein großes Buch raus. Wenn man alleine anfängt in Wikipedia zu dem Thema zu lesen, dann sind bei Kinder sehr schnell einige Stunden weg. Wenn da noch Bilder ausgewählt und ausgedruckt werden müssen,… versuch es mal einfach, wie lange Du dafür selber Zeit verbrauchst. Dann multipliziere diese Zeit mal zwei, da Kinder mit Recherchen noch nicht so schnell sind. Das alles ist Bildschirmzeit, in der Regel mit dem Smartphone.

      Wir haben drei Kinder an drei verschiedenen Schulen und ich muss sagen, ab der 5. Klasse wird eigentlich überall mit Schulapps und vielen Fächern mit Teams gearbeitet.
      Hausaufgaben werden über Teams zur Verfügung gestellt. Das kostet mal richtig viel Zeit am Laptop oder Smaprtphone. Ich rede hier bewusst von Laptop, denn einen großen Computer so wie früher, die Zeit ist schlicht und ergreifend vorbei.
      Smartphone: In der 5. Klasse dürften es erfahrungsgemäß mit Stand heute (Januar 2024) ca. 95% der Kinder besitzen. Und es wird sogar im Unterricht eingesetzt. Eben zur Internetrecherche.

      Kamera und Foto: Früher hatten Kinder ein Kinderfotoapparat gehabt. Der ist nun im Smartphone, wie so vieles integriert. Heißt Bildschirmzeit.
      Diverse Lernapps zu Biologie, Musik, Sprachen oder einfach nur, um den Sternenhimmel zu analysieren. Nur als Beispiele genannt. Wird in der Schule, bei Jugend forscht und diversen anderen Bereichen aktiv genutzt. Und ich rede hier über Kinder im Alter von 9-12 Jahren.

      Eine Bildschirmzeit von 1 Stunde für ein zehnjähriges Kind ist in unserer heutigen Welt einfach extrem realitätsfern. Und klar, wird es das ein oder andere Kind geben, das auf diese Zeit kommt. Ich schätze, dass bei 10 jährigen ca. 5% und mit sichtlichen Nachteilen. Wenn die Kinder dann allerdings bei Freunden sind, wird das Ganze ziemlich nachgeholt.

      Früher wurde das Radio, der Plattenspieler, der TV verteufelt. Nun ist es das Smartphone oder die Bildschirmzeit gleich allgemein. In Deutschland wohl gemerkt. Dieses Theme scheint nämlich ausschließlich in Deutschland so heiß diskutiert zu werden.

      1. Lieber Markus, danke, dass Sie die Familothek-Leser an Ihren Erfahrungen teilhaben lassen! Allerdings sind unsere Tipps vor allem für jüngere Kinder – Grundschule bis 4. Klasse, Kindergarten – gedacht. Vorschläge für Medienzeiten je Alter oder Ähnliches machen wir hier außerdem bewusst nicht. Und: In Deutschland gibt es 16 Bundesländer mit eigenen Richtlinien & Co für die Nutzung von digitalen Medien in der Schule. Aber: Alle Kinder werden älter, deshalb gut, wenn andere Eltern wissen, was auf sie zukommen könnte.

    2. Pingback: Der Fernsehwurm - Eine Bildschirmzeit für Kinder festlegen - Annas Art und Weise

    3. Bei uns ist der Fernseher seit Einführung von DVB-T2 endgültig abgeschafft. Dafür steht ein Computer (kleiner Mac Mini) im Wohnzimmer. Dort sind für jedes Mitglied der Familie verschiedene Accounts angelegt. Die Kleineren dürfen so nur die Mediatheken von Kika.de durchsuchen und sonst nichts. Den „Rest“ (z.B. Serien auf You Tube u.v.m.) gibt es nur zusammen mit einem Elternteil. Ich sehe nach einem halben Jahr „IP-TV“ folgende Vorteile:

      1. Insgesamt ein viel bewussterer Medienumgang bei allen Familienmitgliedern, da man sich Sendungen bzw. Videos gezielt aussuchen muss. Ewiges Zappen fällt weg. Trotzdem sind fast alle Sendungen ohne Zusatzkosten online verfügbar.
      2. Zur Zeit noch weniger Werbung als im klassischen TV. Diese lässt sich auch leichter Übergehen.
      3. Erschwerter Zugang: Durch Passwortschutz, die Mac OS-eigene Kindersicherung und die Wahl einzelner Webseiten kann der Zugang für wildes Herumsurfen dem Alter der Kinder angepasst werden. Zusätzlich können auch Nutzungszeiten eingeräumt werden oder auch Zeiten oder Tage völlig gesperrt werden.
      4. Der gebrauchte Mac-Computer lässt sich vielfältiger nutzen als jeder Smart-TV. Monitore sind preiswerter als Fernsehen.
      4. Videos können pausiert oder zu einem späteren Zeitpunkt weiter angesehen werden. Dadurch sind auch die Kinder entspannter, wenn es heisst: „Essen ist fertig“ 🙂
      5. Nebenbei lernt man noch etwas über die Bedienung von Computern. Wenn die Kinder die vielfältigen Sperren von Mac OS geknackt haben, dann sind sie auch alt genug für die Nutzung von Medien. 🙂 …Nicht wirklich ernst gemeint! 🙂

      MfG

      N. Schäfer, Berlin

    4. Hallo, wir haben jetzt seit Anfang 2014 den Versuch mit den Medientalern gestartet. Wie es bei uns verläuft schreiben wir in einem Blog unter http://zeitlimit-ipad-tablet-kinder.blogspot.com/

      Herzliche Grüße
      Jörg

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