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Rechtschreibprobleme – was können Eltern tun?

    Fragen an die Psychotherapeutin Andrea Kropf. Sie hat mehr als 30 Jahre in der Förderung rechtschreibschwacher Kinder und Jugendlicher gearbeitet und das Buch „Vuchs, Fucks, Fux oder wie? Rechtschreiben lernen mit System“ veröffentlicht.

    Welche Gründe können Rechtschreibprobleme haben?

    Mögliche Ursachen gibt es viele. Zum einen kann man beobachten, dass es offenbar durchaus auch eine Sache der genetischen Disposition ist, ob ein Kind sich leicht oder schwer tut beim Erwerb einer sicheren Rechtschreibung. Wenn also ein Elternteil selbst Rechtschreibprobleme hat, dann ist es wahrscheinlicher, dass auch das Kind unter Rechtschreib-Schwierigkeiten leidet.

    Gesichert ist, dass es sich um Probleme bei der auditiven oder visuellen Wahrnehmungsverarbeitung handelt, manchmal auch beides. Es gibt aber auch Kinder, die motorisch unruhig sind, sich gedanklich nicht konzentrieren können und deshalb zu schlechten Rechtschreibern werden.

    Wie ist Legasthenie als Schlagwort in diesem Zusammenhang definiert?

    Legasthenie oder Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) ist definiert als „massive, lang andauernde Störung des Erwerbs der Schriftsprache“. Legastheniker haben, bei normaler Intelligenz, starke Probleme bei der Umsetzung gesprochener in geschriebene Sprache und umgekehrt. Das heißt, sie können, was sie hören, in der Regel nicht hinschreiben – und Geschriebenes nicht richtig lesen. Es gibt aber nicht „die Legasthenie“ oder „den Legastheniker“, sondern viele verschiedene Formen. Den neuesten Stand der Legasthenieforschung kann ich hier nicht wiedergeben; demnächst soll es auch eine neue Leitlinie zur Legasthenie geben. In meinem Buch geht es um allgemeine Rechtschreibschwächen, und damit hat auch die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen zu tun. Wenn Kinder in der Grundschule viele Rechtschreibfehler machen, heißt das noch lange nicht, dass sie Legastheniker sind. Und wenn sich Eltern in dieser Hinsicht Sorgen machen, sollten sie zunächst mit dem Lehrer oder der Lehrerin ihres Kindes sprechen und eventuell eine entsprechende Diagnostik bei einem Therapeuten oder einer Beratungsstelle machen lassen.

    Wie erkennen Eltern, dass „Handlungsbedarf“ ist – schon in der ersten Klasse, wenn es mit dem Lesen lernen mit der Anlauttabelle nicht klappt? Oder erst ab der weiterführenden Schule, weil sich vorher noch alles von allein geben kann?

    In der ersten oder zweiten Klasse sollten die Eltern sich nicht allzu viele Sorgen machen deswegen. Alle Kinder machen anfangs Rechtschreibfehler, das gehört mit zum Prozess des Schrifterwerbs. Bei geübten kleinen Diktaten zum Beispiel fallen Legastheniker anfangs oft gar nicht auf, weil sie die mühelos auswendig lernen können. Frühestens Ende der zweiten, am Anfang der dritten Klasse halte ich es für sinnvoll, immer im Gespräch mit dem Lehrer, einen Verdacht auf Legasthenie abklären zu lassen.

    Was können Eltern tun? Ist nur üben, üben sinnvoll? Wenn ja, dann wie? Bei Dyskalkulie sagen ja zum Beispiel Experten, dass „falsch üben“ Probleme verschlimmert.

    Nur üben, üben ist auf keinen Fall sinnvoll, weil das Kind so schnell die Lust verliert. Eltern sollten immer darauf bedacht sein, dass der Spaß und das Interesse am Lernen nicht verlorengehen! Es hilft rechtschreibschwachen Kindern, wenn ihre Eltern oder andere Bezugspersonen viel mit ihnen lesen, natürlich möglichst spannende Lektüre, aber auch überhaupt mit Schrift und Sprache sich gemeinsam beschäftigen, immer möglichst spielerisch oder auch beiläufig, z.B. bei längeren Autofahrten, so dass den Kindern „das Üben“ gar nicht so stark bewusst wird, sondern Freude macht. (Ideen für Rechtschreibspiele)

    Wie kann man Kinder zum „Rechtschreibung üben“ motivieren?

    Am besten mit kleinen Spielen und im spielerischen Wettbewerb, so wie ich es auch in meinem Buch vorschlage. Es geht darum, das Interesse beim Kind zu wecken und ihm zu vermitteln, dass Rechtschreibung auch spannend sein kann und Spaß machen kann. Es gilt vor allem, den Kindern ihre Resignation zu nehmen, sie aufzubauen und schon bei kleinen Erfolgen zu bestätigen.

    Vielen Dank!

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    2 Gedanken zu „Rechtschreibprobleme – was können Eltern tun?“

    1. Sehr interessanter Beitrag zum Thema Legasthenie. Mein Sohn leidet schon seit längerer Zeit darunter und wir schicken ihn jetzt in eine Schule um seine Legasthenie zu fördern. Das Ziel ist es ihm bei der Lese- und Rechtschreibstörung zu helfen damit er in der Grundschule mitkommen kann. Ich bin immer auf der Suche nach Ideen die mir helfen mit meinem Sohn auch zu Hause oder in der Freizeit zu üben. Ich werde mich mehr mit ihm in Schrift und Sprache beschäftigen und versuchen spielerisch zu sein. Er hört mir gerne zu, wenn ich ihm etwas vorlese, dabei bin ich auf dem richtigen Weg. Danke!

    2. Pingback: Rechtschreiben lernen mit System - Familothek

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