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Trendsport Klettern – auch etwas für Kinder?

    Klettern ist ein junger Trendsport. Anders als zum Beispiel Schwimmen oder Eislaufen haben viele Eltern selbst als Kinder das Klettern nicht gelernt. Sind sie nun als Erwachsene selbst begeisterte Kletterer, können sie einschätzen, ob dies ein Sport für den eigenen Nachwuchs wäre. Die anderen sollten einfach weiterlesen.

    Denn wenn die Dreijährige in der Wohnung am liebsten gar nicht mehr den Boden mehr betritt (und dabei die Sicherungen der Regale und anderes strapaziert), sollte man sich als Eltern vielleicht einmal mit dem Thema Klettern beschäftigen.

    Wir sind in einer Kletterhalle in Imst in Tirol verabredet mit Bettina Schöpf, ehemalige Welt- und Europameisterin im Klettern und Inhaberin einer Kletterschule. Die ausgebildete Erzieherin und Diplom-Pädagogin ist genau die richtige Ansprechpartnerin für unsere Fragen rund ums Klettern für Kinder.

     Ab welchem Alter können Kinder anfangen in der Kletterhalle zu klettern?

    „Viele Kletterkurse nehmen Kinder erst ab 6 Jahre auf, in meinen Kletterkursen integriere ich auch schon 3-4 Jährige, wenn es nicht zuviele sind“, sagt Frau Schöpf. In ihren Kursen kombiniert sie zu Beginn das Klettern an der niedrigeren Boulderwand mit dem ersten Seilklettern an der sogenannten Top-Rope Wand. Hier sind die Seile bereits eingehakt, die Kinder müssen sich nicht von Kletterhaken zu Kletterhaken hangeln, das lernen sie erst später.

    Niedrige Boulderwände, also Wände, die mit bunten Klettersteinen bestückt sind, gibt es in verschiedenen Formen und mittlerweile auf vielen Spielplätzen. An diesen Wänden können sich Kinder ans Klettern gewöhnen, Eltern sehen, ob sie Spaß daran haben. In manchen Großstädten gibt es sogar reine „Boulderweltenmit extra gestalteten Kinderwänden, in denen die Kleinen sicher das Klettern üben können. In einigen Kletterwänden kann man nach Farben eine Strecke an der Wand entlang klettern – das macht Spaß und trainiert die Koordination. Jede Kletterhalle sortiert das anders, also nachfragen!

    Bettina zeigt uns inzwischen, wie sie so eine Kletterstunde aufbaut: Sie jagt die Kinder mit Kletterspielen die Boulderwand hoch – wer holt das Band schneller, das an einem Haltegriff hängt? „Aufwärmen ist auch beim Klettern wichtig“ sagt die Expertin dazu. Die Kinder merken bei dem Spaß gar nicht, dass sie sich gerade „aufwärmen“.

    Warum sollten Kinder klettern lernen?

    Natürlich trainiert Klettern den ganzen Körper, das ist sicher gut – aber die Expertin hat dazu noch andere Gedanken: „Sich etwas trauen lernen, sich etwas zutrauen, ist ein wichtiger Punkt. Außerdem üben Kletterer, sich zu konzentrieren.“ Das Klettern mit dem Sicherungsseil hat ja noch eine weitere Komponente: Ein anderes Kind sichert das kletternde, jedes Kind lernt also zu klettern und zu sichern. Klettern mit Seil geht also nur zu zweit, mindestens. Sichern ist für Bettina Schöpf eine wesentliche Komponente des Sports: „Das kletternde Kind lernt, dem anderen zu vertrauen, das sichernde, Verantwortung zu übernehmen“. Natürlich sichern die Kinder nicht von Anfang an allein, aber das Gefühl zählt.

    Noch ein Argument: Wer gerne hoch hinaus klettert, lernt hier, dass er oder sie es besser gesichert tut – der Impuls des Kindes „ich will da hoch“ wird in sichere Bahnen gelenkt.

    Wichtig für Eltern: Dem Gefühl des Kindes an der Kletterwand vertrauen

    Und wenn sie sich umgekehrt gar nicht so recht trauen wollen? Dafür hat Bettina einen Ratschlag parat: „Nicht zu sehr drängeln, die Kinder sollen wirklich nur so hoch klettern, wie sie mögen, nicht höher. Sonst besteht die Gefahr, dass sie beim Herunterschauen Panik bekommen oder nicht mehr herunter klettern können – und es dann vielleicht nicht ein zweites Mal versuchen. „Im Laufe der Zeit“, das weiß die Kletterlehrerin aus Erfahrung, „trauen sie sich von allein mehr zu“. Übrigens: Wer als Eltern nicht klettert, aber den Nachwuchs sichern möchte, der kann auch reine Sicherungskurse besuchen.

    Ausrüstung

    Zum Klettern braucht man neben Sportkleidung Kletterschuhe und ein Sicherungssystem. Glücklicherweise kann man in Kletterhallen diese normalerweise gegen geringe Gebühren ausleihen. Im Gegensatz zu Straßenschuhen dürfen bei den Kletterschuhen die Zehen des Kinderfußes vorne anstoßen. Bei den Sicherungssystemen rät Bettina zu einem halbautomatischen System – es bremst bereits von selbst das Seil, sollte ein Kletterer fallen, und der Sicherer verzögert reagieren.

    Überhaupt, das Sichern.

    Vom Gewichtsverhältnis her kann jeder seinen Kletterpartner halten, wenn das Körpergewicht des Kletterers nicht mehr als 30 Prozent zusätzlich zum Gewicht des Sicherers beträgt. Ein 20 Kilo schweres Kind kann also einen 22 Kilo schweren Freund mit einem Seilsicherungssystem halten. Trotzdem sollten Kinder nicht allein ohne Aufsicht von Erwachsenen ihre kleinen Freunde sichern. Zu groß ist die Gefahr, dass das sichernde Kind gerade einmal abgelenkt ist. Und immer schauen, dass auch alle Teile richtig eingehakt und befestigt sind – dann ist Klettern nämlich ein sicherer Sport, ansonsten kann es lebensgefährlich werden.

    Klettern in den Ferien

    Wer keine Klettermöglichkeiten in der Nähe oder im Alltag wenig Nerven für eine neue Sportart hat, kann sein Kind in den Ferien in Kletterkurse schicken. Im Klettereldorado Imst in Tirol gibt Bettina Schöpf auch Ferienkurse für Kinder. Auch ganz toll, vor allem in den Sommerferien: Die Kletterhalle Imst hat eine schöne und große Außenanlage zum Klettern. Und noch besser: In der Nähe gibt es Kletterfelsen, die auch für Kinder geeignet sind, wenn sie fortgeschritten sind. „Mit Kindern gehe ich nach Nassereith, und Walchenbach hier in der Nähe,“ sagt Bettina. Das ist natürlich toll gerade für die, die solche Felsen bei sich daheim eben nicht haben. Na dann: Viel Spaß in der Höhe!

    Mehr zu Bettina Schöpf und ihrer Kletterschule unter www.inout.cc
    Kletterzentrum Imst: www.kletterhalle.com

    Mehr zu Imst bei uns: Imst in Österreich -für Sportliche und Bergfreunde

    Bildnachweis

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