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Familienferien in Japan, Teil 3, Japan von oben und Airhockey

    Ein Erdbeben
    Plötzlich fällt unsere Sitzfläche nach unten, so fühlt es sich jedenfalls an. Ein Erdstoß, deutlich spürbar, aber harmlos, wie es ihn hier fast täglich gibt. Vor dem großen Beben im März 2011 hätte kaum jemand auch nur aufgeschaut, ein kleines Schaukeln, was ist das schon. Aber, das hat sich geändert. Ein kollektives, nicht Schreien, aber doch lautes Aufraunen erhebt sich in der Arena. Dieser eine Moment, diese eine Reaktion zeigt mir nachdrücklich, wie groß der Schock gewesen sein muss. Monatelang ließen größere und kleinere Nachbeben die Menschen nicht zur Ruhe kommen.

    Erdbeben sind schwer vorauszusagen. Aber die Wahrscheinlichkeit eines großen Bebens für die Tôkyô-Region in den nächsten Jahren wird als „hoch“ eingestuft. Ein kleines Notfall-Päckchen haben wir Tag und Nacht immer dabei, Verbandszeug, ein paar Medikamente, Wasser, Energieriegel, auch wenn wir wissen, dass dies eher der Beruhigung unserer Nerven dienen mag

    Riesenrad und Airhockey

    Am nächsten Tag fahren wir mit der Monorail auf die künstliche Insel Odaiba in der Bucht von Tôkyô. Sie geht auf das 19. Jahrhundert zurück, angelegt als Verteidigungsanlage gegen etwaige Angriffe von Schiffen aus der westlichen Welt, Amerika und Europa.

    Die Fahrt bietet uns spektakuläre Ausblicke, denn die Bahn fährt auf Stelzen durch Häuserschluchten und schließlich über eine der großen Brücken . Da wir vor Abfahrt des Zuges rechtzeitig an der Station Shinbashi einsteigen, bekommen wir einen Fensterplatz. Auf der Insel angekommen, möchten wir im Toyota-Showroom eine Fahrt im ferngesteuerten Auto durch das Versuchsgelände unternehmen. Aber an diesem Tag ist dies nicht möglich, da auf der Strecke ein Rennwagen-Tuning stattfindet.

    Von der Rennstrecke weg, gehen wir durch das Venus-Kaufhaus, ein Konsumtempel mit Toscana-ähnlichen Piazzas unter einem künstlichen Himmel, an dem sich Wetter und Beleuchtung ständig ändern. Im 1. Stock gibt es ein lärmendes Spielecenter, wo unser Sohn eine Runde Airhockey spendiert bekommt. Dabei müssen Spielsteine auf einem Luftkissen ins Tor geschossen werden. Der Reaktionsschnellste, das ist Lukas, gewinnt.

    Japan von oben

    Danach das Highlight für Lukas: Die versprochene Fahrt im gewaltigen Riesenrad (www.daikanransha.com). Davon gibt es gleich zwei auf Odaiba. Wir nehmen eine normale Gondel und können gleich einsteigen, heute keine Wartezeiten. Im Gegensatz zum London Eye mit seinen riesigen Gondeln, haben wir eine kleine Gondel nur für uns allein. In London hätten wir unsere Rucksäcke vorher einschließen müssen. Aber im relativ sicheren Japan hat niemand etwas dagegen, dass wir sie mitnehmen. Auf eine gläserne Gondel hätten wir 20 Minuten warten müssen, aber das ist mir nicht geheuer. Auch so ist mir auf 115 Metern recht mulmig – bloß nicht an Erdbeben denken – und ich bin froh, als wir nach 16 Minuten wieder auf relativ festem Boden stehen.

    Danach braucht unser Sohn eine Spielpause. Wir bummeln einfach am Meer entlang, und machen, wie viele andere Familien, Picknick mit vegetarischem Sushi am Strand, unterhalb einer kleinen Schwester der amerikanischen Freiheitsstatue.

    Zurück fahren wir mit dem Boot. Es gibt mehrere Linien, alle mit unterschiedlichem Betreiber. Jeder Ticketschalter gibt nur Infos zu seiner eigenen Linie, so dass es gar nicht so einfach ist, herauszufinden, welches Boot wann fährt und wieviel das kostet. Dafür fährt unser Wasser-Bus dann bis in die Nähe unseres Hotels. Die Fahrt gibt einen guten Eindruck davon, dass Tôkyô mal das kleine Fischerdörfchen Edo in einem sumpfigen Flussdelta war. Unterwegs zweigen immer neue Kanäle, Schleusen, Flüsschen ab.

    Fotoquelle: Barbara Leonhardt

    Teil 1: Tôkyô Downtown und Fest der Schreine
    Teil 2: Der Kinderumzug und das Sumoturnier

    Teil 3: Japan von oben und Airhockey

    Teil 4: Heiße Thermalquelle
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