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Zahlenschwäche Dyskalkulie – was tun?

    Mathe war und ist selten das Lieblingsfach – sowohl von Schülern heute als auch früher, als Eltern und Großeltern noch Schüler waren. Wessen Kinder Mathematik lieben – die können hier aufhören zu lesen.

    Alle anderen fragen sich vielleicht manchmal, ob der Nachwuchs nicht an einer Rechenschwäche leidet – oder einfach nur zu wenig Rechnen geübt hat?

    Was ist Dyskalkulie?

    Erstmal ganz schrecklich trocken: Dyskalkulie ist eine sogenannte Teilleistungsstörung ähnlich wie Legasthenie, die schon länger bekannt ist. Dyskalkulie-Kinder haben es schwerer, mit Zahlen umzugehen und deshalb Schwierigkeiten in der Schule.

    Das bedeutet aber gar nicht, dass ein Dyskalkulie-Kind dumm ist. Das Kind hat die Mathematik, so wie sie ihm in der Schule erklärt wird, nicht verstanden. Möglicherweise kann es sie aber mit anderen Erklärungen verstehen oder braucht einfach in diesem Bereich etwas länger als seine Altersgenossen.

    „Es liegt weder an der Intelligenz des Kindes, noch an Faulheit, wenn ein Kind rechenschwach ist.“ sagt Diplom – Psychologe Georg Troumpoukis vom Mathematischen Institut zur Behandlung der Rechenschwäche in München.


    Infos und Link zu einem Dyskalkulie-Forum mit Fragemöglichkeit bei Einzelfällen:

    Mathematische Institute zur Behandlung von Rechenschwäche

    Nicht nur „schlecht in Mathe“: Mögliche Folgen von Dyskalkulie

    Die Folgen von Dyskalkulie können viel schlimmer sein als nur eine schlechte Note in Mathe. So können die ständigen Misserfolge zu Schulangst und zu genereller Unlust führen, überhaupt etwas zu lernen. Das Kind kommt sich möglicherweise generell unfähig vor und verliert sein Selbstbewusstsein auch in anderen Fächern. Schließlich werden in der Grundschule alle Fächer meist von dem gleichen Lehrer gegeben – da ist ein Stigma schnell da. Lehrer sind außerdem oft nicht speziell ausgebildet – sie erkennen eine Dyskalkulie also häufig nicht.

    Warum erkennt man Dyskalkulie manchmal erst spät?

    Dyskalkulie-Kinder sind häufig normal oder sogar überdurchschnittlich intelligent. So fällt diese Schwäche oft erst in der weiterführenden Schule auf. In der Grundschule hatte das Kind den Stoff auswendig gelernt, ohne die Grundlagen zu verstehen. Gerade lernstarke Kinder tun so etwas.

    Manche Kinder merken sich Zahlen und Rechenwege allerdings einfach schlecht. Das liegt aber dann meist nicht an prinzipieller Vergesslichkeit, sondern daran, dass die Kinder die Rechenwege nicht verstanden haben. Da unser Gehirn sich lieber Zusammenhänge merkt, vergessen die Kinder öfter etwas, wenn sie es eben nicht verstanden haben.

    Wie erkennt man Dyskalkulie?

    Jedes Dyskalkulie-Kind hat andere Probleme mit der Zahlenwelt: Oft fehlen grundlegende Dinge, wie das Erkennen von Mengen, und Größen. Oder es wird der Zusammenhang von Rechenarten nicht verstanden – beispielsweise dass das Malnehmen eine Fortsetzung von Addieren ist (2+2+2 = 3×2).

    Dyskalkulie-Kinder rechnen oft ziffernorientiert, nicht zahlenorientiert. Das bedeutet, dass sie es gar nicht schlimm finden, wenn sie die Reihenfolge der Ziffern einer Zahl einfach beim Rechnen  umdrehen, wenn sie dadurch leichter einen Rechenweg finden können. 

    Was tun?

    Dyskalkulie ist sehr vielschichtig – oft hat das Kind einige Grundlagen einfach nicht verstanden und sich in den Folgejahren intelligent „durchgemogelt“. Es hat sich seine eigenen Regeln gebastelt, wie es richtig sein könnte. 

    „Wichtig ist, dass die Eltern einen Blick dafür bekommen, wie ihre Kinder mathematisch genau vorgehen und vor allem, dass sie irgendwie vorgehen“, sagt Psychologe Troumpoukis. Denn dann kann man Maßnahmen ergreifen um den Denkfehler umzuprogrammieren.

    Denn es ist möglich, eine Dyskalkulie in zu verbessern, und die mathematischen Denkverirrungen zu beseitigen. Dafür braucht man aber professionelle Hilfe. Und dies ist nicht billig: Circa 230 Euro im Monat kostet eine Therapie mit wöchentlicher Sitzung. Unter bestimmten Voraussetzungen können Eltern die Dyskalkulie-Therapie ihres Kindes durch das Jugendamt oder Fonds fördern. Also: vorab beraten lassen! Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, als Eltern spezielle Kurse zu besuchen, um den eigenen Kindern besser helfen zu können. Ein zweischneidiges Schwert, schließlich ist die Situation zu Hause oft schon ganz schön belastet. Aber besser als nichts allemal.

    Was nicht tun?

    Nutzloses Üben bringt gar nichts, wenn man die falschen Denkwege nicht erkennt. Im Gegenteil. Nicht nur, dass es alle Beteiligte Zeit und Nerven kostet und nichts dabei herauskommt. Das Üben der falschen Denkwege verfestigt diese auch noch. Der Experte aus eigener Erfahrung: „Nachhilfe bleibt hier in den meisten Fällen erfolglos, weil diese nicht das Problem an der Wurzel packt. Und meist ist die häusliche Übungssituation emotional so sehr belastet, dass ein reibungsloses Zusammenarbeiten nicht mehr möglich ist.“

    Kinder sind allein nicht in der Lage, zu übersehen, wo sie Defizite haben und diese selbständig aufzuarbeiten. Deshalb darf man sie mit dem Problem nicht alleine lassen.

    Je früher, je besser

    Klar ist – je früher eine Rechenschwäche erkannt wird, desto schneller kann man sie ausgleichen, desto weniger Frust kriegt das Kind und Folgen wie generelle Selbstbewusstseinsprobleme oder Schulunlust treten gar nicht auf.

    Rechenspiel Shut the Box

    Ein guter Tipp, Kindern allgemein mit Spaß die Zahlenwelt nahezubringen:
    Shut the box, ein Zahlenspiel aus Englands Pubshttps://www.familothek.de/shut-the-box-regeln.html
    Ziel des Spiels ist es, möglichst schnell die kleinen Holztafeln des Spielbretts, die mit Zahlen beschriftet sind, weg zu klappen. Das ist möglich, da die Tafeln durch Scharniere am Spielbrett befestigt sind. Die Spieler würfeln mit zwei Würfeln und können dann die gewürfelte Zahl nach verschiedenen Regeln wegklappen. Wer es als erster schafft, ist Sieger.

    Eine Vorlage von Familothek finden Sie hier https://www.familothek.de/vorlage-spiel-shut-the-box.html.

    Das Spiel gibt es mit den Ziffern 1 bis 10 oder bis 12. Man kann auch Plättchen mit den Zahlen beschriften und weglegen oder umdrehen.

    Falls Sie auch nach „Shut the Box“ süchtig werden und eine richtig stabile Spielvorlage kaufen wollen, diese gibt es unter anderem hier:

    https://amzn.to/3P9B7RQ #Anzeige

    Oder man nimmt die elektronischen Versionen:
    http://itunes.apple.com/de/app/shut-the-box-classic/id344291486?mt=8
    http://www.freeware.de/download/shut-the-box_26083.html

    Noch eine Möglichkeit, den Spaß an Zahlen zu fördern: Magische Zahlenspiele – eine Rezension bei uns https://www.familothek.de/magische-mathematik-spiel.html


    Illustration: Isabelle Dinter

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    6 Gedanken zu „Zahlenschwäche Dyskalkulie – was tun?“

    1. Mein zwölfjähriger Sohn findet Mathe sehr schwierig. Er ist in fast allen Schulfächern gut, außer in Mathe. Deswegen suche ich gerade nach Tipps. Ich glaube nicht, dass er an Dyskalkulie leidet, wenn man die Symptome betrachtet. Vielleicht braucht er nur Nachhilfe.

    2. Sie haben recht, dass man das Problem am besten frühzeitig angehen und nicht darauf warten sollte, bis es von selbst gelöst ist. Mein Sohn geht in die 4. Klasse und ich erkenne durch die Hausaufgaben und Tests, dass er eine Mathematik-Schwäche hat. Ich werde mich nach einer kompetenten Mathematik Nachhilfe erkundigen, die meinem Sohn gut weiterhelfen wird.

    3. ich habe gestern erst erfahren, dass es einen offiziellen Begriff für diese Mathematik-Schwäche gibt. Ich wusste es schon lange und hab mich selbst oft als Zahlen-Legasteniker bezeichnet. Da muss ich erst 51 Jahr alt werden um zu wissen, dass ich mit meiner Ahnung recht hatte. Denn in anderen Prüfungen war ich oft die Klassenbeste. Also genau wie der Artikel sagt. Nicht dumm, eher intelligent, nur nicht mit Zahlen.

    4. Pingback: Dyskalkulie - Wenn Zahlen abstrakt bleiben - Familothek

    5. Pingback: Vorlage Spiel "Shut the Box" - Familothek

    6. Oh ja ich kenne es nur zu gut. Da ich eine Mathe schwäche auch hatte als Schulkind. Man hatte alles versucht mir richtig es zu erklären aber es brachte überhaupt nichts. So gar jetzt als Erwachsene habe ich meine Schwierigkeiten mit den Zahlen. Beim Einkauf z.Beispiel verdrehe ich oft die Zahlen mache zum Beispiel aus einer 6 eine 9. Das machte ich auch schon zu meiner Schulzeit. Ich begriff nicht den Rechenweg und zum allem Übel wurde ich von meinem Klassenlehrer den wir im Mathe hatten angeschrien und beleidigt weil er einfach dachte ich will ihn ärgern oder bin faul was nicht stimmte. Aber Zahlen liegen mir bis heute nicht und das werden sie auch nicht mehr.

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