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Ein Tag wie heute

    Vielleicht ist es der bohrende Renovierungskrach von nebenan. Oder unser Wäschetrockner ist schuld, der nach nur 4 Jahren den Geist aufgegeben hat.

    Vielleicht war es der Waschmaschinenmonteur, ein 2-Meter-Bär, der nur das meuternde Gerät kurz eingeschaltet hat, gehorcht und gesagt hat, das Ding sei so kaputt, dass sich eine Reparatur nicht lohne.

    Vielleicht liegt an meinem Telecomunications-Solution-Manager, meinem Mann, dessen berufliches Hauptprojekt es ist, dass Menschen immer unter einer einzigenTelefonnummer erreichbar sein sollen. Der aber selbst mit zwei Handys herumläuft und sowieso 85% seiner Zeit nicht erreichbar ist. Nicht einmal seiner Mailbox kann ich meine 90 Euro teure Erkenntnis über zuverlässige Hausgeräte mitteilen – ausgeschaltet!

    Keine Ahnung, wer daran schuld ist. Aber heute will ich meinem Trübsinn freien Lauf lassen. Na klar, ich habe mir alles ausgesucht. Wenn ich wieder von vorne anfangen könnte, würde ich wieder hier landen, in meiner Münchner 3-Zimmer Wohnung mit Gartenanteil, Mann, zwei Töchtern, einem Aquarium und meinem selbständigen Beruf. Aber ich weigere mich heute so tun, als sei alles perfekt.

    Heute will ich einfach erzählen was (k)eine echte „nette Mutter“ WIRKLICH hasst:

    • … Ich hasse es, täglich Elternbriefe der Schule, des Hortes, des Kindergartens, der Tanzlehrerin, des Sportvereins, der Pfarrei zu lesen. Nicht einmal der Supercomputer beim CERN kann mit so vielen Terminen jonglieren.
    • … Ich hasse schöne Tupperdosen mit fein geschnittener Rohkost und frisch gehaltenen Melonenscheiben auf dem Spielplatz. Nein, natürlich habe ich keine selbst dabei, ich komme aus dem Büro. Ja, klar, bin schon unterwegs, Brezel zu kaufen….
    • …Ich hasse MOEK-Flöten. Das Quietschen, der Frust, die Noten, die Spucke. Es erinnert mich an meinen Musikunterricht mit der Melodica im Alter von 11 Jahren.
    • … Ich hasse es, lange Haare zu waschen und zu trocknen im Akkord. Und dann Zöpfe flechten, Haarklammern verteilen. „Mama, die Oma kann das so vieeeeel besser. Paaaaapaaa auch!“
    • … Ich hasse Kochshows im Fernsehen. Lauter tolle Ideen und ich weiß nie, was ich dann morgen koche. Und falls wir uns alle vier doch einig werden sollten, haben wir die Zutaten sowieso nicht daheim.
    • … Ich hasse die schwesterliche Eifersucht meiner Töchter. Klar ist die unvermeidbar, passiert in den besten Familien usw. Am liebsten würde ich jedoch so tun, als ob ich die Streithühner gar nicht kenne.
    • … Ich hasse es, konsequent sein zu müssen, wenn ich weiß, das mein Leben in dem Moment so viel einfacher wäre, würde ich jetzt gerade eine kleine Ausnahme zulassen.
    • … Ich hasse es, immer wieder zu sagen: „Zieht Euch Socken an, putzt Eure Zähne, beeilt Euch“. Hören Sie sich ständig wiederholenden Menschen gerne zu?

     

    • … Vor allem aber hasse ich mich selbst, wenn ich zu einem schimpfenden Monster mutiere. Ich beherrsche diese Verwandlungskunst schließlich perfekt.

    Foto: aboutpixel.de / Innenansichten einer Waschmaschine © N. B.

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