Bei Geschichten aus der „Arche“ geht es nicht um die Bibel und Noah, aber doch auch um Gestrandete.
Es geht um Jugendliche, die den festen Boden unter den Füßen verloren haben, oder ihn vielleicht nie hatten und in der Arche versuchen, wieder Fuß zu fassen. 1995 hat Bernd Siegelkow die Arche als christliches Kinder- und Jugendwerk in Berlin gegründet. Mittlerweile gibt es in Deutschland 10 Standorte und weitere Eröffnungen sind in Planung. Einer ihrer berühmtesten Unterstützer ist Lukas Podolski, auf dessen Initiative hin eine „Arche“ in Warschau gegründet wurde, und der ein einfühlsames Vorwort zu diesem Buch geschrieben hat.
Geschichten, die von Jugendlichen aus der Arche handeln
Acht Geschichten von Jugendlichen befinden sich in diesem Buch. Zum Beispiel Lilly, die eigentlich Amanda heißt und mit 11 oft „den Laden“ alleine schmeißt: Geschwister wecken, wickeln und wegbringen. Die Wohnung sauber halten, damit die Frau vom Jugendamt nichts merkt. Und in der Schule, da lehnt sie das Pausenbrot, dass ihr eine Lehrerin anbietet ab, obwohl sie fast umkippt vor Hunger, nur damit niemand glaubt bei Ihnen wäre nicht alles in Ordnung. Dann lernt ihre Mutter wieder einen neuen Typen kennen, mit dem will sie wegziehen, sie ist mal wieder gut gelaunt und sogar freundlich zu Lilly. Aber dann hört Lilly zufällig, das sie in den Zukunftsplänen der Mutter nicht vorkommt, ihr Gesicht erinnert ihre Mutter zu sehr an ihren mittlerweile verhassten Vater.
Oder Vin, der versucht mit einem alten Tisch ein wenig Familiensinn hinzubekommen und dann nach vielen abgesagten Verabredungen tatsächlich mal mit seinem Vater zum Schwimmen geht. Ela flüchtet sich in virtuelle Welten, flirtet, und erlebt eine riesige Enttäuschung. Basha hat eine liebevolle Mutter, die sich sehr um ihn kümmert und will, dass er es einmal besser hat, aber auch sie kann Basha nicht so sehen wie er wirklich ist – und die Geldnot macht alles auch nicht einfacher. So hat jedes der Kinder und Jugendlichen, über die berichtet wird, sein eigenes Schicksal. Bei manchen zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab, bei anderen bleibt nach dem Lesen eher eine Leere mit vielen Fragezeichen.
Autorin Beate Dölling
Die Autorin, Beate Dölling hat aus den wahren Geschichten von Kindern diese Geschichten zusammengestellt, ohne Berichte von ihrem Leben zu schreiben. Die Autorin selbst nennt das „Ich habe mit der Wirklichkeit gespielt, Realität und Fiktion vermischt“. Herausgekommen sind bewegende Berichte, die einen vielleicht mit anderen Augen auf Jugendliche schauen lassen, die sonst eher negativ auffallen. Vielleicht fragt man sich beim nächsten Mal: Warum ist dieses Kind so aggressiv? Was haben die Kids, die auf dem Spielplatz saufen, wohl für ein Zuhause? Das soll dieses Verhalten nicht entschuldigen, aber es ändert doch die Wahrnehmung.
Empfohlen ist dieses Buch ab 12 Jahren. Es ist sicherlich gut für Jugendliche zu lesen, wie es Kindern in ihrem Alter auch gehen kann. Aber es entsteht mit großer Wahrscheinlichkeit Gesprächsbedarf auf den man sich einlassen sollte.
Du bist sowas von raus, von Beate Dölling, Hg.: Bernd Siegelkow und Wolfgang Büscher, Gabriel Verlag, (Thienemann Verlag GmbH), Stuttgart / Wien, 2013, ISBN 978-3-522-30354-5, 297 Seiten, ab 12 Jahre (14,95 Euro)