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Frühenglisch: Pro und Contra

    Soll man sein Kind ab dem 3. Lebensmonat in den Early-Englisch Kurs schicken? Oder als Kindergartenkind in die englische Spielgruppe? Das wird heiß und kontrovers diskutiert. Wir diskutieren mit:

    PRO

    Es ist toll, welche Chancen Kinder heute schon so früh haben können! Schön, wenn man mit dem Baby eine sinnvolle Beschäftigung hat, und das Kleine schon einmal an den Klang einer fremden Sprache gewöhnen kann. Und für das Kind selbst ist Zweisprachigkeit von Anfang an Normalität. Es singt und spielt in zwei Sprachen. Und viele Dinge graben sich bereits in ganz jungem Alter in das Bewusstsein – ein Geschenk fürs Leben! Vielleicht macht ja auch der Papa mit dem Baby den Kurs – dann haben beide eine reservierte Zeit miteinander.

    Überhaupt haben Kinder im Vorschulalter noch ein unverkrampftes Verhältnis zum Lernen – das sollten verantwortungsvolle Eltern ausnutzen. Sie haben keine Angst, Fehler zu machen, sind stolz auf alles, was sie können. Wenn sie dann etwas lernen, was sie später in der Schule nutzen können, ist das ein Vorteil.

    Mit einem privaten Englischkurs werden Vorschulkinder also noch vor der Schule auf spielerische Art gefördert und machen die grundlegende Erfahrung, dass Lernen Spaß machen kann. Das ist eine Erfahrung, die man keinem Kind nehmen sollte. Außerdem weiß man ja, dass Kinder im Vorschulalter Laute noch besser nachahmen können, als später im Leben. Das bedeutet, dass sie bei Frühenglisch lernen, akzentfrei zu sprechen. All dies sollte einem das Geld und den organisatorischen Aufwand wert sein.

    Und wenn sie dann in die Schule gehen, kann man den Kurs doch nachmittags fortführen. Schließlich ist ja lernen im privaten Englischkurs meist besser organisiert, wird von Muttersprachlern unterrichtet und in kleineren Gruppen. Hier steht der Spaß im Vordergrund, und es ist gut, wenn Kinder auf jeden Fall die Erfahrung machen, dass man mit Spaß lernen kann. Und sicher bekommen sie bessere Noten im Fach Englisch, wenn sie die Sprache schon lange gelernt haben oder das neue Schulfach, wenn es eingeführt wird, nichts Neues mehr ist.

    In der Schule kommt beim Sprachen lernen ja meist das freie Sprechen zu kurz – das können die Kinder dann im privaten Englischkurs lernen. Und das Wichtigste beim Sprachen lernen ist doch immer, dass es die Kommunikation mit anderen möglich macht. So manchem ist es einfach wichtig, dass das eigene Kind mit Englisch oder einer anderen Sprache in Kontakt kommt. Also, warum nicht? Dann ist es nicht schön, wenn sich Eltern deshalb als „Übereltern“ vor anderen rechtfertigen müssen.nicht..

    CONTRA

    Lasst die Kinder doch Kinder sein! Natürlich ist es hübsch, wenn man als Eltern dem Baby etwas Englisches vorsingt. Alles o.k., aber es darf doch bitte kein „Muss“ sein! Überhaupt, dieses Muss: Schon den Zweijährigen auf seine Karriere im Business vorbereiten, obwohl niemand weiß, ob er nicht vielleicht eine genetisch bedingte Rechtschreibschwäche hat oder handwerklich wahnsinnig begabt ist!

    Am schlimmsten ist eigentlich, dass eine seltsame Atmosphäre entsteht: Alle, die nicht jede nur denkbare Möglichkeit ausschöpfen, um das Leistungspotenzial des Nachwuchses zu optimieren, haben ein schlechtes Gewissen: Was, wenn mein Kind jetzt „hintendran“ ist, nur weil wir nicht zum Frühenglisch gegangen sind? Schlimmer noch: Vielleicht müssen sie sich vor anderen rechtfertigen? „Es war mit Musikalischer Früherziehung, Mutter-Kind-Turnen und Capoeira einfach zuviel….

    Es stellt sich die Frage, was denn eigentlich das Sprachen lernen in einem Sprachkurs für Vorschulkinder so „bringt“. Es gibt genügend Pädagogen, die den Ansatz verfechten: Kinder sollen das lernen, was sie wollen – und zu der Zeit, die sie wollen. Viele Pädagogen sind gegen die sogenannte Verkopfung von Lernen in der Vorschulzeit (in der Schule sieht das dann ja anders aus): Kinder lernen eben nicht mehr, wenn sie möglichst viele Kurse besuchen. Das Hirn sucht sich seine eigenen Lehrstoff. Kinder lernen in ihrem Tempo und nach ihrer Interessenlage – und eben nicht nur durch gewollte Vermittlung von Wissen. Vielleicht lernen sie deshalb ja viel schneller als die langsamen Erwachsenen, weil sie es auf ihre Weise tun: Wenn sie Lust dazu haben, die Inhalte mit Emotionen verbinden können und nach ihrem eigenen Rhythmus. Zum Beispiel, wenn sie beide Sprachen in einem zweisprachigen Haushalt lernen. In einem Kurs geben andere vor, wann gelernt wird.

    Ob wirklich etwas hängen bleibt, wenn die sprachlichen Erfahrungen aus der frühen Kindheit in der Schule durch so viele andere Lernstoffe überlagert werden? Wer weiß. Gut wäre nur: Auf das Kind heute schauen und was für das Kind jetzt gut wäre – nicht an irgendwelche Jobs, Schulnoten oder oder Ähnliches in ferner Zukunft denken. Übrigens: Der Gedanke, dass es in 20 Jahren Computer gibt, die als schriftliche und mündliche Simultanübersetzer im Handtaschenformat beim Business- oder Reisetrip immer dabei sind – so abwegig ist der wirklich nicht…

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